Wir nehmen Abschied von Prof. Dr. med. Günter Freundl
In tiefer Betroffenheit trauern wir um unseren hochgeschätzten Mentor, Wegbereiter und Sprecher der Sektion Natürliche Fertilität
Professor Dr. med. Günter Freundl
der am 29. Juni 2019 im Alter von 81 Jahren in seiner geliebten Bergwelt unerwartet verstorben ist.
Durch seine besondere Leidenschaft für die wissenschaftlichen Erkenntnisse der menschlichen Fertilität und die vielfältigen von ihm initiierten Studien hat er über Jahrzehnte das Ansehen und die Verbreitung der modernen Natürlichen Familienplanung national und international entscheidend geprägt.
Sein medizinisches Studium absolvierte er in Würzburg, Bonn und Innsbruck, 1973 schloss er seine Facharztweiterbildung in Gynäkologie und Geburtshilfe ab. Nach einem 5-jährigen Auslandsaufenthalt in Afrika, während dem er mit seinem Bruder, ebenfalls Gynäkologe, eine Klinik aufbaute und leitete, wurde er zunächst Oberarzt an der Universitätsfrauenklinik Düsseldorf und ab 1983 Chefarzt und später Ärztlicher Direktor des städt. Krankenhauses und Akademischen Lehrkrankenhauses Düsseldorf-Benrath.
Theorie und Praxis waren bei ihm verbunden: Er war ein hervorragender Operateur und Geburtshelfer, habilitierte sich zur Interaktion von Spermatozoen und Zervikalschleim und spezialisierte sich auf den Gebieten Kinderwunsch, gynäkologische Endokrinologie und Andrologie.
Seit den 80er Jahren leitete er das „Forschungsprojekt Natürliche Familienplanung“ an der Universität Düsseldorf, das 2004 in die überregionale „Sektion Natürliche Fertilität“ der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsmedizin (DGGEF) überführt wurde, deren Sprecher er bis zuletzt war.
Professor Freundl zählt heute zu den bekanntesten Wissenschaftlern im Bereich der Natürlichen Familienplanung (NFP). Mit dieser Arbeit hatte er sich auch international große Anerkennung erworben und wurde im vergangenen Jahr in Washington für sein Lebenswerk geehrt.
Er untersuchte mit einem Team von engagierten Kolleginnen und Kollegen unter anderem die Sicherheit von Methoden der Natürlichen Familienplanung und etablierte die größte NFP-Zyklusdatenbank der Welt mit über 40.000 Zyklen und etwa 2000 Frauen. Mit Hilfe dieser Datenbank wurden neben der Sicherheit von Sensiplan auch das Sexualverhalten in der fruchtbaren Zeit, die Bedeutung der Kenntnis des fertilen Fensters für den Kinderwunsch und die Veränderungen des Zyklusverhaltens von der Pubertät bis zu den Wechseljahren erforscht. Bis zuletzt hat er neue Projekte angeschoben, jüngst zu den auf dem Markt befindlichen Zyklus-Apps.
Kollegen, kooperierende Wissenschaftler und NFP-Beraterinnen und –Berater schätzen seine offene, ermunternde, vermittelnde, entscheidungsfreudige und humorvolle Art, immer mit einem offenen Ohr für jedermann.
Vielfältige Interessen und Begeisterung hatte er auch im Privaten: Mit Familie und Freunden zusammen liebte er Bergwandern, Skifahren, Tennis und abenteuerliche Reisen. Außerdem spielte aktiv Klavier und Orgel. Er hinterlässt seine Frau, drei Kinder und sechs Enkel.
Die wissenschaftliche Arbeitsgruppe würde nicht da stehen, wo sie ist, wenn er nicht gewesen wäre. Sein Tod bedeutet einen überaus großen Verlust für uns. Wir vermissen ihn.
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